Ein Haustier als Wunderelixier? Über die positive Wirkung von Haustieren.

zusammengefasst von Fabio Selovin

 

Menschen in diesem Jahrhundert haben gute Chancen ein hohes Alter zu erreichen. Das Älterwerden ist jedoch mit Stressfaktoren verbunden, welche sowohl die geistige als auch körperliche Gesundheit gefährden können. Vor allem während der noch anhaltenden Coronapandemie wurde es augenscheinlich, dass die soziale Isolation negative Folgen für das psychische und körperliche Wohlbefinden der Bevölkerung hat. Personen, die schon vor der Verbreitung des Virus unter gesellschaftlicher Isolation litten und sich in Randbereichen gesellschaftlichen Lebens bewegten, leiden zusätzlich darunter. Entsprechend besteht ein hohes Interesse der Forschung darin, Strategien und Möglichkeiten zu entwickeln, um Isolation im höheren Lebensalter zu verringern und das Leben lebenswert zu gestalten.

Studien weisen darauf hin, dass es Zusammenhänge zwischen der Haltung von Haustieren und gesteigerter psychischer Gesundheit bei älteren Erwachsenen gibt. Es gibt Hinweise darauf, dass das Halten von Haustieren dabei helfen kann, Stress zu reduzieren und die Lebensqualität zu steigern. Einerseits sind Haustiere, vor allem Hunde, wunderbar dazu geeignet mit anderen Personen in Kontakt zu treten. Dies könnte die gefühlte Einsamkeit senken und dadurch depressiven Verstimmungen entgegenwirken. Andererseits fanden Forscher*innen einen Effekt von Mensch-Tier-Interaktionen auf die physische Gesundheit. So wurde das Liebkosen von Haustieren, das Beobachten von Fischen und selbst das Streicheln einer Boa Konstriktor mit verringertem Stress und einem Absinken des Blutdrucks in Verbindung gebracht.

Was noch alles hinter der wohltuenden Wirkung von Haustieren steckt, wurde von einem Team australisch-neuseeländischer Wissenschaftler*innen näher untersucht. Dafür wurden 14 Erwachsene über 65 Jahren, die länger als sechs Monate ein Haustier gehalten haben, befragt. Die Fragen bezogen sich auf die Bindung der Haustierhalter*innen zu ihren Tieren, den Einfluss von Haustieren auf ihr psychologisches Wohlbefinden, und deren Wirkung auf tägliche Routine. Folgende vier Themenbereiche kristallisierten sich aus dem Material heraus:

Erstens zeigte sich, dass Haustiere ihren Besitzer*innen Sicherheit und Trost geben. Dies zeigte sich darin, dass die Interviewten angaben, ihr Haustier als eine Konstante in ihrem Leben wahrzunehmen, die immer wieder zu einer verbesserten Stimmung beitrug. So sprach eine Besitzerin davon, dass Haustiere ihren Menschen genauso Zuneigung zeigen können, wie diese ihnen. Eine andere Teilnehmerin erwähnte, dass Haustiere die Fähigkeit besitzen, ihre Liebe bedingungslos zu zeigen. Einige Personen erklärten, dass sie die körperliche Nähe und das Streicheln des Tieres als sehr angenehm empfanden. Alle Teilnehmer*innen sahen ihre Haustiere als wichtige Begleiter, welche zuhören, verstehen und mitfühlen können.

Zweitens erfuhren die Interviewten durch ihre Haustiere soziale Interaktion bzw. Teilhabe. So berichteten beispielsweise manche von der positiven Erfahrung, die sie mit anderen Hundebesitzer*innen während den Spaziergängen gemacht haben. Wieder andere sprachen vom Spaß, den es ihnen bereitete Fotos ihrer Tiere an Bekannte zu schicken und dadurch soziale Beziehungen zu stärken. Viele sahen die Rolle der Tiere als soziale Katalysatoren als einen wichtigen Grund für ihr Wohlbefinden an.

Ein weiteres Thema zeigte sich in der sinnstiftenden Funktion von Haustieren. Haustiere benötigen eine gewisse Tagesstruktur. Sie wollen gefüttert, liebkost und im Falle von Hunden zum Spaziergang mitgenommen werden. Um diese Bedürfnisse müssen sich Herrchen und Frauchen kümmern. Dies führte dazu, dass die Teilnehmer*innen der Untersuchung durch ihre Haustiere körperlich und geistig gefordert wurden. Eine Dame berichtete, dass ihr Haustier ein Brunnen täglicher Motivation sei, indem sie dazu aufgefordert wurde jeden Tag aufzustehen und sich um ihren Liebling zu kümmern.

Schließlich wurde der Besitz eines Haustieres mit Elternschaft verglichen. Alle 14 Teilnehmer*innen sprachen von sich selbst als Eltern des Tieres. Es zeigte sich allgemein eine starke Mensch-Tier-Bindung ähnlich der Bindung, die man zwischen Ehepartner*innen oder zwischen Elternteil und Kind findet.

Natürlich sind die gewonnen Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen. Bei der untersuchten Gruppe handelte es sich um Personen, die sich bewusst dazu entschieden haben, Haustiere zu halten. Sie besaßen also die finanziellen Mittel sich um letztere zu kümmern. Pflegestellen, staatliche sowie gemeinnützige Organisation sollten sich mit der positiven Wirkung von Haustieren auf erfolgreiches Altern auseinandersetzen. Dadurch könnten auch solche Personen von der positiven Wirkung eines Haustieres profitieren, die sich selbst keines leisten können oder keine Kraft haben sich um eines zu kümmern. 

Schlussendlich lässt sich also festhalten, dass Haustiere eine wichtige Quelle für Sinn, Struktur, Zuneigung und soziale Eingebundenheit bei älteren Erwachsenen sind. Selbst wenn sie manchmal anfangen aus unerklärlichen Gründen anfangen zu bellen oder Sofas zu zerkratzen, scheinen die positiven Aspekte klar zu überwiegen. Als Ergebnis bereichern Haustiere in vielerlei Hinsicht das Leben ihrer Herrchen und Frauchen und fördern damit das erfolgreiche Älterwerden.

 

Hui Gan, G. Z., Hill, A.-M., Yeung, P., Keesing, S., & Netto, J. A. (2020). Pet ownership and its influence on mental health in older adults. Aging & Mental Health, 24(10), 1605–1612. https://doi.org/10.1080/13607863.2019.1633620

 Podcast: Ein Haustier als Wunderelixier? Über die positive Wirkung von Haustieren.


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