Kann soziale Interaktion die geistige Funktionsfähigkeit im Alltag verbessern?

zusammengefasst von Sonja Radjenovic

 

Die Alzheimer-Krankheit und andere Demenzerkrankungen belasten Patient*innen sowie ihre Angehörigen erheblich. Deswegen ist es wichtig, veränderbare Risiken für den geistigen Verfall zu finden, bevor er in klinische Stadien der Alzheimer-Krankheit übergeht. Ein vielversprechender Risikofaktor bei älteren Erwachsenen ist die soziale Isolation: Einsamkeit erhöht zwar das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, sie ist aber auch bis zu einem gewissen Grad kontrollierbar. Das bringt Vorteile, denn die Interaktion mit anderen Menschen erhöht die psychische Gesundheit, das Wohlbefinden und kann besonders bei älteren Erwachsenen die geistige Funktionsfähigkeit verbessern.

In einer Studie unter der Leitung von Ruixue Zhaoyang, fanden die Forscher*innen heraus, dass Erwachsene im Alter zwischen 70 und 90 Jahren, bessere geistige Funktionsfähigkeit nach sozialem Kontakt erbrachten. Die Ergebnisse, die kürzlich in der Zeitschrift PLOS ONE veröffentlicht wurden, könnten in Zeiten der Pandemie und erhöhter sozialer Distanzierung besondere Relevanz haben. Diese Studie ist zudem eine der ersten, die zeigt, dass sich die Vorteile sozialer Interaktionen auf unsere geistige Funktionsfähigkeit bereits in einem kurzen Zeitraum festigen können. Das ist eine vielversprechende Erkenntnis für zukünftige Studien, Maßnahmen und Behandlungen.

Für die Studie verwendeten die Forscher*innen Daten, die über 16 Tage durch Smartphones von 312 älteren Erwachsenen gesammelt wurden. Die Teilnehmer*innen wurden im Laufe des Tages fünfmal aufgefordert, zu berichten, wie viele soziale Interaktionen sie hatten, mit wem sie interagiert hatten, und ob es sich um eine positive oder negative Erfahrung handelte. Es wurden sowohl persönliche Gespräche als auch digitale Interaktionen wie Telefongespräche oder SMS dazu gezählt.

Darüber hinaus absolvierten die Teilnehmer*innen nach jedem Smartphone-Signal drei mobile Tests zur geistigen Funktionsfähigkeit. Ein Test wurde entwickelt, um die Verarbeitungsgeschwindigkeit und die Aufmerksamkeit zu messen, bei welchem ein Symbolpaar gemerkt und im weiteren Schritt zwischen zwei Möglichkeiten korrekt ausgewählt werden sollte. Der zweite Test hat das räumliche Denken gemessen, bei welchem die Lokation von Punkten gemerkt und im nächsten Schritt korrekt wiedergegeben werden sollte. Und der dritte Test hat das Merken komplexer Figuren- und Farbenkombinationen und ihrer Lokation vorausgesetzt.

Die Forscher*innen fanden heraus, dass ältere Erwachsene, die häufiger mit nahestehenden Menschen interagierten, bei diesen Tests besser abschneiden als diejenigen, die seltener Umgang mit engen Sozialpartner*innen pflegen. Sie fanden auch heraus, dass ältere Erwachsene, die üblicherweise nicht viel Kontakt zur Familie haben, an Tagen, an denen sie mehr als gewöhnlichen Kontakt zu ihr haben, einen geistigen Leistungsschub zeigen.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Fehlen positiver sozialer Interaktionen ein kritischer Risikofaktor für eine nachlassende geistige Funktionsfähigkeit im späteren Leben sein könnte. Ältere Erwachsene, die wenige soziale Interaktionen erleben, könnten daher am meisten von Maßnahmen profitieren, die dazu beitragen, ihre alltäglichen sozialen Interaktionen zu erhöhen.

 

Zhaoyang, R., Scott, S. B., Martire, L. M., & Sliwinski, M. J. (2021). Daily social interactions related to daily performance on mobile cognitive tests among older adults. PLOS ONE16(8), e0256583. doi: 10.1371/journal.pone.0256583

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