Facebook als soziales Netzwerk für negative Altersstereotype?

zusammengefasst von Selma Korlat

 

Haben Sie einen Facebook-Account? Und falls nicht, haben Sie schon mal darüber nachgedacht, Mitglied des sozialen Netzwerks zu werden? Neuere Studien zeigen, dass die Anzahl jüngerer Nutzer*innen auf Facebook abnimmt, während die Anzahl älterer Personen gleich bleibt oder leicht zunimmt. Facebook als soziales Netzwerk hat viele Vorteile - man kann leichter mit Freund*innen und Familie in Kontakt bleiben und sogar neue Freund*innen finden. Aber ist Facebook altenfreundlich?

Eine Studie von Levy und Kolleg*innen aus dem Jahr 2013 untersuchte alle öffentlich zugänglichen Facebook-Gruppen, die sich auf ältere Personen konzentrierten. In den Fokus genommen wurden die Beschreibungen von 84 Gruppen mit insgesamt 25.489 Mitgliedern. Die Forscher*innen untersuchten zuerst die Inhalte der Beschreibungen der Facebook-Gruppen. Sie erkannten sechs zentrale Themen: (a) Missbilligung älterer Personen, (b) Verkindlichung älterer Personen, (c) Verbannung älterer Personen von öffentlichen Aktivitäten, (d) Pflegeheime, (e) geistiger Abbau und (f) körperlicher Abbau.

Im Anschluss bewerteten zwei Forscher*innen bewerteten unabhängig die Beschreibung der Facebook-Gruppen hinsichtlich negativer Altersstereotype. Sie nutzten dafür eine 3-stufige Skala mit den Werten 0 = positiv, 1 = neutral und 2 = negativ.

Die Ergebnisse zeigten, dass sich ein Großteil der Beschreibungen der Facebook-Gruppen zu älteren Personen auf negative Altersstereotype konzentrierte. Die Mehrheit der Beschreibungen, 74%, gehörte zur Kategorie „Missbilligung älterer Personen“. Darüber hinaus bezogen sich 41% der Beschreibungen auf körperlichen Abbau, 27% auf geistigen Abbau und 13% auf beide Formen des Abbaus. In 37% der Gruppen sprachen sich die Gründer*innen dafür aus, ältere Personen von verschiedenen Arten öffentlicher Aktivitäten auszuschließen. Die am häufigsten genannte Aktivität war dabei mit 35% das Autofahren. Einkaufen war die am zweithäufigsten genannte Aktivität, für die fast ein Viertel der Gruppen ein Verbot vorschlug. Die Verkindlichung älterer Personen tauchte in 26% der Beschreibungen auf. In diesen Fällen wurde die Abhängigkeit älterer Personen als Folge geistigen und körperlichen Abbaus betont. Zum Beispiel: Eine Beschreibung verglich ältere Individuen mit „einem kleineren, jüngeren Kind . . . das nicht für sich selbst einstehen kann“. Pflegeheime wurden in 10% der Beschreibungen genannt. Spannend ist, dass die Gruppengründer*innen im Durchschnitt 20 bis 29 Jahre alt waren, jedoch alle jünger als 60 Jahre waren.

Die Autor*innen argumentieren, dass die Gruppenbeschreibungen möglicherweise übertrieben waren, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und Mitglieder zu gewinnen. Durch das Fehlen einer persönlichen Kommunikation mit den Mitgliedern kam es möglicherweise zu einem Gefühl der Anonymität, das die Angst vor Konsequenzen beseitigt und zu extremerem Denken führt.

Da Facebook ein Unternehmen ist, das auf sozialen Beziehungen beruht, trägt es die Verantwortung sicherzustellen, dass diese Beziehungen nicht schädlich sind – weder für die direkt Beteiligten noch für diejenigen, die indirekt davon betroffen sind. Facebook muss nicht nur erkennen, dass ältere Menschen von gezielten Angriffen gefährdet sind, sondern auch einen Puffer gegen die Förderung negativer Altersstereotype bieten.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Studie neun Jahre alt ist und dass die Ergebnisse einer ähnlichen Studie jetzt anders sein können. Auf die Problematik negativer Altersklischees müssen wir jedenfalls online und offline immer wieder aufmerksam machen.

 

Levy, B. R., Chung, P. H., Bedford, T., & Navrazhina, K. (2014). Facebook as a site for negative age stereotypes. The Gerontologist, 54(2), 172–176. doi.org/10.1093/geront/gns194

 Podcast: Facebook als soziales Netzwerk für Altersstereotype?


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