„Ich-Zeit“ oder „Wir-Zeit“? Altersunterschiede in der Motivation zum Training

zusammengefasst von Selma Korlat

 

Wie viel Sport betreiben Sie? Und was motiviert Sie dazu, sich zu bewegen? Körperliche Aktivität ist ein wichtiger Bestandteil von gesundem Altern. Allerdings erreichen viele Erwachsene nicht das Mindestmaß an empfohlener körperlicher Aktivität zur Erhaltung der Gesundheit. Bewegungsmangel ist verbunden mit dem Risiko chronischer Erkrankungen und Funktionsverlust sowie einer geringen Lebensqualität. Einige Forscher*innen beschäftigen sich deshalb auch damit, wie man die Trainingsmotivation steigern kann.

Es gibt verschiedene Ansätze dazu, was die Trainingsmotivation beeinflussen kann. Die sozioemotionale Selektivitätstheorie etwa geht davon aus, dass sich die Motivation der Menschen mit zunehmendem Alter von zukunftsorientierten, auf ein konkretes Ergebnis ausgerichteten Zielen zu gegenwärtigen, emotional bedeutungsvollen Zielen verschiebt. Dies könnte Aufschluss darüber geben, wie sich die Motivation der Menschen für Bewegung zwischen älteren und jüngeren Erwachsenen unterscheiden kann.

In der hier vorgestellten Studie nahmen ältere Erwachsene im Alter ab 60 Jahren und jüngere Erwachsene im Alter von 19 bis 26 Jahren teil. Sie diskutierten ihre Trainingsmotivation (oder deren Fehlen), Motivatoren und Hindernisse für das Training sowie Vorlieben dazu, wann, wo und mit wem sie trainieren.

Passend zur sozioemotionalen Selektivitätstheorie zeigen die Ergebnisse, dass jüngere Erwachsene im Allgemeinen lieber alleine trainieren, um ihre Fitnessziele zu erreichen, während ältere Erwachsene es vorziehen, mit anderen zu trainieren. Darüber hinaus neigen ältere Erwachsene dazu, andere, außenstehende Personen wie z. B. Fremde oder Bekannte in der Trainingssituation eher als positiven denn als negativen Einfluss zu betrachten. Jüngere Erwachsene hingegen empfanden solche Personen manchmal als motivierend, äußerten sich aber öfter negativ über ihre Anwesenheit und ihren Einfluss.

Diese Ergebnisse zeigen, dass jüngere Erwachsene Sport als „Ich-Zeit“ sehen und damit als Chance, an den eigenen Gesundheitszielen zu arbeiten. Ältere Erwachsene nehmen dagegen Sport als „Wir-Zeit“ wahr und sehen es als Gelegenheit, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Die Forscher*innen hoffen, dass dieses Ergebnis dazu beitragen kann, Kampagnen und Botschaften zu erstellen, die darauf abzielen, die Trainingsmotivation bei jungen und alten Erwachsenen zu steigern.

 

Steltenpohl, C. N., Shuster, M., Peist, E., Pham, A., & Mikels, J.M.(2019). Me Time, or We Time? Age Differences in Motivation for Exercise, The Gerontologist, 59(4), 709–717. https://doi.org/10.1093/geront/gny038

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