Wie sich unsere Vorstellungen vom Alter auf unser subjektives Alter auswirken

zusammengefasst von Lisa Heilig

 

Haben Sie sich jemals gefragt, wie sich die Vorstellungen, die wir über das Älterwerden und ältere Menschen haben, auf unser eigenes Altern auswirken? Solche Vorstellungen, genannt Altersstereotype, bilden sich schon in jungen Jahren und entwickeln sich im Laufe des Lebens weiter. Sie beeinflussen unsere Erwartungen vom Alter und wie wir das Altern und damit verbundene Erscheinungen interpretieren und nehmen somit großen Einfluss auf unseren Alterungsprozess.

Es gibt unterschiedliche Ideen dazu, wie sich negative Altersstereotype auf das Altern auswirken. So könnte es zum einen sein, dass negative Vorstellungen übernommen werden und dazu führen, dass man selbst so altert, wie man es aus diesen Vorstellungen kennt. Das kann sich negativ auf die Gesundheit sowie die soziale und geistige Funktionsfähigkeit auswirken und sogar zu einem höheren Sterberisiko führen. Andererseits könnten negative Altersstereotype dazu führen, dass wir uns nicht mit älteren Personen in Verbindung bringen wollen und uns von ihnen abgrenzen. Das kann unser Selbstwertgefühl stärken und uns ein positives Bild von uns selbst bewahren.

Eine Gruppe von Forscher*innen aus Deutschland und Luxemburg nahm es sich zum Ziel, herauszufinden, unter welchen Umständen Altersstereotype dazu führen, dass die Vorstellungen vom Altern übernommen werden und unter welchen Umständen man sich von ihnen distanziert. Dafür wurden 459 Personen im Alter von 30 bis 80 Jahren innerhalb einer Zeitspanne von zehn Jahren dreimal befragt. Sie mussten bei den Befragungen Aussagen zu älteren Menschen bewerten, um vorhandene Altersstereotype ausfindig zu machen. Auch mussten sie Aussagen zu denselben Themen für sich selbst beurteilen, um herauszufinden, welches Bild sie von sich selbst hatten. Die Aussagen betrafen die Bereiche Familie und Partnerschaften, Freundschaften und Bekanntschaften, Freizeitaktivitäten und Verpflichtungen, Persönlichkeit und Lebensführung, Finanzen und Umgang mit Geld, Arbeit und Berufsleben sowie Gesundheit und Aussehen. Weiters mussten die Teilnehmer*innen zu all diesen Bereichen ihr subjektives Alter angeben, also einschätzen, wie alt sie sich selbst fühlten.

Es stellte sich heraus, dass Personen sich zu dem Zeitpunkt, zu dem sie befragt wurden, jünger fühlten, wenn sie negativere Altersstereotype aufwiesen. Über eine längere Zeitspanne hinweg zeigte sich jedoch, dass Personen mit negativeren Altersstereotypen sich subjektiv älter fühlten. Personen, die positivere Vorstellungen vom Altern aufwiesen, fühlten sich im Vergleich dazu über die Zeit hinweg jünger. Außerdem wirkten sich Altersstereotype mit zunehmendem Alter stärker auf das subjektive Alter aus. Ältere Personen übernahmen Vorstellungen vom Älterwerden und älteren Menschen also stärker. Besonders mit zunehmendem Alter werden die Gedanken über das Alter folglich wichtiger. Denken Sie also in Zukunft daran, welche Auswirkungen Ihre Vorstellungen vom Älterwerden auf Ihre eigene Gesundheit und Ihr Wohlbefinden haben.

 

Kornadt, A. E., Weiss, D., de Paula Couto, M. C., & Rothermund, K. (2023): Internalization or Dissociation? Negative age stereotypes make you feel younger now but make you feel older later. Journals of Gerontology, Series B, 78(8), 1341–1348. doi.org/10.1093/geronb/gbad057

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