Wie wirken sich Familienstand und Kommunikation auf das tägliche Wohlbefinden aus?

 zusammengefasst von Sonja Radjenovic

 

Eine aktive und einfühlsame Kommunikation fördert das gegenseitige Verständnis und kann unsere Beziehungen zu anderen Menschen stärken. Soziale Kontakte haben eine Auswirkung auf unser Wohlbefinden. Aber was hat der Familienstand damit zu tun? Spielt auch dieser eine Rolle in unserer Kommunikation und wie wir uns dabei fühlen? Denn wir wissen aus Erfahrung und Beobachtung, aber auch Studien, dass verheiratete ältere Erwachsene den Großteil der Zeit mit ihren Ehepartner*innen verbringen, während unverheiratete, geschiedene und verwitwete Personen mehr Zeit alleine oder mit Familienmitgliedern und Freund*innen verbringen. Die Information über die Art und Häufigkeit von sozialen Beziehungen je nach Familienstand kann unser Verständnis für soziale Verbindungen im höheren Erwachsenenalter verbessern.

Laut amerikanischen Forscher*innen trägt der Familienstand zu Unterschieden in sozialen Erfahrungen und dem Wohlbefinden im späteren Leben bei. Frühere Forschung zeigt, dass Menschen, die mehr Zeit, insbesondere mit tiefgründigen Gesprächen verbrachten, mehr Lebenszufriedenheit aufwiesen als Menschen, die solche Gespräch nicht führten. Deswegen haben die Forscher*innen die Rolle der Kommunikation in diesem Zusammenhang noch weiter untersucht. Sie wollten herausfinden, ob der Familienstand etwas mit der Häufigkeit von Gesprächen und mit dem Einfluss auf das Wohlbefinden zu tun hat. Genauer interessierte sie, ob unverheiratete ältere Erwachsene mit Nicht-Ehepartner*innen mehr Gespräche führten, und ob diese Gespräche mehr Einfluss auf das Wohlbefinden haben als bei verheirateten älteren Personen.

In einer diesjährigen amerikanischen Studie, teilweise mit Daten aus den Jahren 2016 und 2017, beantworteten ältere Erwachsene über 65 Jahren zunächst Fragen zu ihren Sozialpartner*innen und machten Angaben zu ihrer Person (wie Alter, Geschlecht, Bildung, Ethnizität, Gesundheitszustand, Personen im gleichen Haushalt und Persönlichkeit). Im Anschluss berichteten sie über einen Zeitraum von fünf bis sechs Tagen alle drei Stunden über ihre sozialen Kontakte und ihre Stimmung. Außerdem wurden alle sieben Minuten für 30 Sekunden Geräusche aus der Umgebung und somit der Sprachgebrauch und -ausdruck aufgenommen, um die Gesprächshäufigkeit zu untersuchen. Die Forscher*innen verglichen dabei ältere Erwachsene, die verheiratet, verwitwet oder geschieden waren.

Die Studienergebnisse zeigten, dass geschiedene ältere Erwachsene über den Tag hinweg weniger Gespräche führten als verheiratete ältere Erwachsene. Der Kontakt zu Freund*innen jedoch löste bei geschiedenen älteren Erwachsenen mehr Gespräche aus als bei verheirateten älteren Erwachsenen. Selbst wenn man andere Personen im selben Haushalt berücksichtigt, führten verheiratete ältere Erwachsene immer noch mehr Gespräche während des Tages als geschiedene ältere Personen. Darüber hinaus verbesserten Gespräche die Stimmung während des Tages, wobei dieser Effekt bei verwitweten älteren Erwachsenen stärker ausgeprägt war als bei verheirateten. Die Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass verwitwete ältere Erwachsene eine vergleichbare Häufigkeit an Gesprächen aufwiesen wie verheiratete ältere Erwachsene. Geschiedene Personen haben möglicherweise größere Schwierigkeiten, den Verlust von Ehepartner*innen durch andere soziale Partner*innen zu ersetzen als verwitwete Erwachsene.

Die Ergebnisse verdeutlichen die Rolle des Familienstandes für die täglichen Gespräche älterer Menschen. Verwitwete und geschiedene ältere Erwachsene unterschieden sich auch untereinander. Geschiedene ältere Erwachsene wirken dem Fehlen der Ehepartner*innen möglicherweise mit dem Kontakt zu Freund*innen entgegen, während verwitwete ältere Erwachsene emotional von der Teilnahme an Gesprächen profitieren können.

 

Ng, Y. T., Huo, M., Han, S. H., Birditt, K. S., & Fingerman, K. L. (2022). Older Adult’s Marital Status, Conversation Frequency, and Well-Being in Everyday Life. The Journals of Gerontology: Series B, 77(3), 499-512. 

 Podcast: Wie wirken sich Familienstand und Kommunikation auf das tägliche Wohlbefinden aus?


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