Unsere Forschungsschwerpunkte

Soziale Funktionen

Soziale Beziehungen sind ein fundamentaler Aspekt des menschlichen Lebens. Sie bieten emotionale Unterstützung, ein Gefühl von Zugehörigkeit, und stellen eine zentrale Grundlage für das mentale und physische Wohlbefinden dar. Sie helfen bei der Regulation von Emotionen und der Reduktion von Stress, und tragen zur langfristigen Gesundheit bei. Unsere Forschung konzentriert sich darauf, die komplexe Natur sozialer Beziehungen im Erwachsenenalter zu verstehen. Wir untersuchen insbesondere zwei Aspekte, die das soziale Wohlbefinden prägen: Einsamkeit und soziale Ziele.

 

Einsamkeit und Alleinsein

Da die sozialen Netzwerke älterer Menschen mit zunehmendem Alter tendenziell schrumpfen, könnte man annehmen, dass sie sich zwangsläufig einsam fühlen. Untersuchungen zeigen jedoch, dass dies nicht der Fall ist. Natürlich sind Alleinsein und Einsamkeit (d.h. das unangenehme Gefühl, das entsteht, wenn das Bedürfnis nach sozialen Beziehungen nicht erfüllt wird) nicht dasselbe sind. Wir untersuchen kritische Fragen wie:

·         Warum ist Alleinsein für manche Menschen eine Quelle der Freiheit und Kreativität, während sie für andere zu Einsamkeit und Stress führt?

·          Welche Rolle spielt Autonomie bei der Erfahrung des Alleinseins für ältere Erwachsene?

·         Kann Einsamkeit innerhalb von Liebespaaren ansteckend sein und wie beeinflusst Einsamkeit soziale Erfahrungen?

Wir führen Experience Sampling Studien sowie Experimente durch und verwenden große Paneldaten, um diese Fragen zu beantworten. Wir haben beispielsweise festgestellt, dass ältere Erwachsene besser mit dem Alleinsein umgehen können, auch wenn dieses Alleinsein nicht selbst gewählt wurde. Wir haben auch festgestellt, dass die Interpretation des Alleinseins als Möglichkeit für Kreativität und Freiheit zu einem geringeren Maß an Einsamkeit führt.

Ansprechpartner*Innen: Jana Nikitin, Christina Ristl, Or Aharonov

 

Soziale Ziele

Soziale Ziele – also die Dinge, die wir in sozialen Beziehungen anstreben und vermeiden – motivieren und leiten unser Verhalten im sozialen Bereich und ermöglichen es uns, uns an unsere Umstände und Möglichkeiten anzupassen. Menschen können ihre Entwicklung durch soziale Ziele aktiv gestalten. In diesem Forschungsbereich untersuchen wir Fragen wie:

·         Warum und wie verändern sich soziale Ziele im Laufe des Erwachsenenalters?

·         Haben soziale Ziele altersabhängige Auswirkungen auf das Wohlbefinden?

Wir führen Studien (Längsschnittstudien, experimentelle Studien, Experience-Sampling-Studien) durch, um diese Fragen zu beantworten. So haben wir beispielsweise festgestellt, dass junge Erwachsene besonders davon profitieren, positive soziale Beziehungen anzustreben, während ältere Erwachsene davon profitieren, negative periphere Beziehungen zu vermeiden. In einer anderen Studie haben wir herausgefunden, dass Ehepartner sich im Laufe der Zeit gegenseitig in ihren Zielen beeinflussen.

Ansprechpartner*Innen: Jana Nikitin, Christina Ristl

Altern, Natur und Klimaschutz

Unsere Forschung untersucht die Schnittstelle zwischen Alterung, natürlicher Umwelt und Klimaschutz und konzentriert sich dabei auf die psychologischen und sozialen Mechanismen, die das Engagement älterer Menschen für Natur und Klimaschutz prägen. Die natürliche Umwelt spielt eine entscheidende Rolle für das Altern, die Verbesserung der Lebensqualität, die Förderung der Langlebigkeit und die Verringerung des Sterberisikos. Mit zunehmendem Alter kann die Verbindung zur Natur immer bedeutungsvoller werden und Geborgenheit, ein Gefühl der Zugehörigkeit und eine tiefere Wertschätzung des Lebens bieten. Darüber hinaus fördert die Natur generative Motivation und ermutigt ältere Menschen so, einen Beitrag für zukünftige Generationen zu leisten und ein bleibendes Vermächtnis zu hinterlassen. Angesichts dieser Vorteile sollte die natürliche Umwelt nicht nur als entscheidend für ein gesundes Altern anerkannt werden, sondern auch als starke Motivationsquelle für Klimaschutzmaßnahmen älterer Menschen. Ältere Menschen sind die größte und am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe und haben ein erhebliches Potenzial, zu Klimaschutzmaßnahmen beizutragen, doch werden sie in der Forschung und Politik zum Klimaschutz oft übersehen. Unsere Forschung verwendet qualitative und quantitative (Experience Sampling Studien, Korrelationsstudien, Experimente) Ansätze, um Folgendes zu untersuchen:

·         The Rolle der natürlichen Umwelt für das Altern und im Kontext des Klimawandels

·         Altersunterschiede in umweltfreundlichem Verhalten und kollektivem Handeln

Durch die Identifizierung der psychologischen Prädiktoren für das Engagement älterer Menschen für den Klimaschutz wollen wir Maßnahmen fördern, welche ältere Menschen dazu ermächtigt, als aktive Subjekte im Klimaschutz mitzuwirken.

 Ansprechpartner*Innen Selma Korlat, Jana Nikitin

Altersbilder und Soziale Identität über das Erwachsenenalter

Ein weiterer Aspekt unserer Arbeit umfasst das Zusammenwirken sozialer Identitäten beim Altern. Dabei versuchen wir zu verstehen, wie gesellschaftliche Erwartungen im Erwachsenenalter das Selbstverständnis und die psychische Funktionsfähigkeit beeinflussen. Verschiedene Lebensphasen bringen unterschiedliche Rollen und Normen mit sich, die im Laufe der Zeit bestimmen, wie Menschen ihre Identität ausgestalten und verinnerlichen. Diese Normen und Überzeugungen werden durch Sozialisation, kulturelle Narrative und persönliche Erfahrungen geprägt und wirken sich auf das alltägliche Leben aus. Wir untersuchen, wie subjektive Altersbilder, Altersstereotype, die Verkörperung dieser Stereotypen und die Bedeutung des Alters für das Selbstverständnis das Wohlbefinden, die kognitiven Funktionen, das soziale Engagement und den Alltag des Einzelnen prägen. Wir gehen dabei folgenden Fragen nach:

·         Wie empfinden und erleben ältere Menschen ihr Altern, und stereotypisieren sie sich selbst?

·         ie wirken sich ihre Altersbilder auf ihre Funktionsfähigkeit aus, und welche Faktoren beeinflussen ihre Altersbilder?

Mithilfe von Experience-Sampling Studien, Korrelationsstudien und großen nationalen Längsschnittuntersuchungen untersuchen wir, wie subjektive Altersbilder, verinnerlichte Altersstereotypen und die Bedeutung des Alters im Selbstverständnis die psychologische Anpassung, Motivation und das alltägliche Leben beeinflussen. Die Forschung in diesem Bereich trägt zu einem tieferen Verständnis der psychologischen Faktoren bei, die die Wahrnehmung des Alterns prägen, und liefert eine Grundlage für Interventionen, die eine positivere Wahrnehmung und Erfahrung des Alterns fördern und gleichzeitig Handlungsfähigkeit, Engagement und das Wohlbefinden im späteren Leben verbessern.

Ansprechpartner*Innen: Jana Nikitin, Christina Ristl, Selma Korlat

Signifikante Lebensereignisse

Unsere Forschung zu Lebensereignissen untersucht die Erfahrungen mit diesen Ereignissen über das Erwachsenenalter hinweg, mit Fokus auf der Rolle des Alterns. Lebensereignisse wie berufliche Veränderungen, Ruhestand, Krankheit oder der Verlust eines geliebten Menschen können das tägliche Leben beeinträchtigen und erfordern Anpassungen. Dieselbe Beziehungsänderung kann unterschiedliche Ursachen und Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben, je nachdem, ob sie früher oder später im Leben auftritt.

Derzeit konzentrieren wir uns vor allem auf Ereignisse im Bereich der Paarbeziehungen und untersuchen sowohl Prädiktoren für Ereignisse wie die Gründung einer Beziehung, den Zusammenzug mit einem Partner oder die Auflösung einer Beziehung als auch die Auswirkungen dieser Ereignisse auf das Wohlbefinden. Während jüngere Erwachsene sich oft auf persönliche Erfolge und Zukunftspläne konzentrieren, neigen ältere Erwachsene dazu, emotionale Bindungen und einen tieferen Lebenssinn in den Vordergrund zu stellen, was sich darauf auswirken kann, wie sie Beziehungen gestalten. Beispielsweise reagieren ältere Erwachsene möglicherweise empfindlicher auf häufige Konflikte, während jüngere Erwachsene eher von Einschränkungen ihrer Autonomie betroffen sind. Darüber hinaus sind Beziehungen in der Lebensmitte besonders häufig, sodass Veränderungen in Beziehungen einen stärkeren Einfluss auf das Wohlbefinden von Erwachsenen mittleren Alters haben können.

Zu den Fragen die wir untersuchen gehören:

·         Welche individuellen und beziehungsbezogenen Faktoren können eine Trennung vorhersagen?

·         Ist die wahrgenommene Autonomie in einer Beziehung bei jüngeren Erwachsenen stärker mit einer Trennung verbunden als bei Erwachsenen mittleren Alters?

·         Geht dem Eingehen einer neuen Beziehung eine Steigerung des Wohlbefindens voraus und folgt darauf eine Steigerung des Wohlbefindens?

·          Sind Veränderungen des Wohlbefindens im Zusammenhang mit dem Eingehen einer Beziehung bei Erwachsenen mittleren Alters stärker als bei jüngeren Erwachsenen?

Die Ergebnisse dieser Studien könnten dabei helfen, Interventionen für Menschen in schwierigen Lebensphasen zu entwickeln.

 

Ansprechpartener*Innen: Iris Wahring, Selma Korlat, Jana Nikitin

Interventionen zum erfolgreichen Altern

Das ultimative Ziel unserer Forschung ist es, das Leben älterer Menschen zu verbessern. Dafür konzipieren wir in unseren neuesten Forschungsprojekten Interventionsstudien, die auf die Stärkung älterer Menschen abzielen (Resilienz erhöhen), physische und kognitive Aktivität erhöhen, aber auch eine positivere Sicht aufs Altern ermöglichen und die soziale Integration und intergenerationalen Kontakt zu fördern.


Datenschutzinformation

Hier finden Sie die Datenschutzerklärung der Universität Wien als auch Datenschutzinformationen des Arbeitsbereichs Psychologie des Alterns.