Wie alt wir uns fühlen, hängt mit dem Schlaf zusammen

zusammengefasst von Sonja Radjenovic

 

Ältere Menschen erleben typischerweise Veränderungen in ihrem Schlaf, wie die Abnahme der Schlafqualität oder die Zunahme der Einschlafdauer und der Tagesmüdigkeit. Eine Studie ergab, dass 70% der US-Bürger*innen ab 65 Jahren über Schlafstörungen berichteten. Diese Schlafschwierigkeiten sind Folge des normalen biologischen Alterungsprozesses und der Verschlechterung der Gesundheit. Sowohl geistige als auch körperliche Gesundheit werden durch Schlafschwierigkeiten erheblich beeinträchtigt. Zusätzlich, Personen, die von subjektiven Schlafstörungen berichten, zeigen weniger Bereitschaft für gesundheitsbezogene Verhaltensweisen, die für einen guten Schlaf von Bedeutung sind. Deswegen ist es wichtig, sich in der Forschung diesem Thema zu widmen, und Interventionen für die Schlafverbesserung zu finden.

Aber nicht nur das chronologische Alter hat einen Einfluss auf unseren Schlaf, sondern auch das subjektive Alter - das gefühlte Alter, das vom chronologischen Alter abweichen kann. Die Mehrheit der Menschen mittleren und höheren Alters fühlt sich jünger als ihr chronologisches Alter, aber es gibt auch eine Minderzahl an Menschen, die sich entsprechend ihrem Alter oder älter als ihr chronologisches Alter fühlen.

Wenn wir altern, verändern sich manche Aspekte unseres Lebens zum Besseren und andere zum Schlechteren. Das Bewusstsein für altersbedingte Veränderungen erfasst den Bewusstseinszustand einer Person, dass sich ihr Verhalten, ihr Leistungsniveau und/oder ihre Art, das Leben zu erleben, aufgrund ihres höheren Alters verändert hat. Dieses Bewusstsein wird als eine Art Selbsterkenntnis verstanden, die eine Voraussetzung dafür sein kann, den eigenen Alterungsprozess aktiv zu steuern. Da wir wissen, dass eine negative Wahrnehmung des Alterns sich nachteilig auf die zukünftige körperliche, geistige und kognitive Gesundheit auswirken kann, besteht eine offene Frage in der Alternsforschung darin, zu verstehen, was Menschen dazu bringt, dem Altern gegenüber negativer eingestellt zu sein.

Das Forschungsteam der Universität von Exeter befragte über 4000 Personen ab 50 Jahren in Großbritannien bezüglich negativer altersbedingter Veränderungen, darunter Gedächtnisverlust, verminderte Energie, ein größeres Bedürfnis nach Hilfe durch andere, verminderte Motivation und die Notwendigkeit, ihre Aktivitäten einzuschränken. Sie beantworteten auch Fragen zu ihrer Schlafqualität bezüglich neun verschiedener Merkmale. Der subjektive Schlaf bezieht sich darauf, wie Menschen ihren Schlaf bewerten – z.B. die Schlafzufriedenheit. Die Fragebögen wurden von den Proband*innen zweimal im Abstand von einem Jahr ausgefüllt.

Das Forschungsteam untersuchte, ob subjektive Schlafstörungen eine Rolle dabei spielen, wie Menschen sich selbst und ihr Altern wahrnehmen. Die Ergebnisse legten nahe, dass sich schlechte Schläfer*innen älter fühlen und eine negativere Wahrnehmung ihres Alterns haben. Schlechtere Schlafqualität, geringere Aufmerksamkeit nach dem Aufwachen, Zufriedenheit mit dem Schlaf, Schlaftiefe, häufigeres frühes Erwachen, Einschlafschwierigkeiten, häufigeres Erwachen während der Nacht, weniger Stunden Schlaf während der Nacht und mehr Stunden Schlaf während des Tages prognostizierten höheres Bewusstsein für negative altersbedingte Veränderungen zu Studienbeginn und zum Zeitpunkt der erneuten Befragung ein Jahr später.

 Obwohl das Forschungsteam herausgefunden hat, dass stärkere subjektive Schlafstörungen eine negativere Wahrnehmung des Alterns vorhersagen, kann es sein, dass eine negativere Wahrnehmung des Alterns auch eine negativere Bewertung des eigenen Schlafs vorhersagt. Dies bleibt noch zu untersuchen. Obwohl subjektive Schlafschwierigkeiten einer der vielen Faktoren sind, die mit dem Bewusstsein für negative altersbedingte Veränderungen verbunden sind, kann die Behandlung von Schlafschwierigkeiten die Zunahme positiver Selbstwahrnehmung des Alterns fördern. Aber auch die Förderung positiverer Alterserfahrungen ist wichtig, da diese mit mehr gesundheitsbezogenen Verhaltensweisen und folglich mit einer besseren Gesundheit und einem besseren Wohlbefinden im Alter zusammenhängen.

 

Sabatini, S., Ukoumunne, O. C., Ballard, C., Collins, R., Corbett, A., Brooker, H., & Clare, L. (2021). Cross-sectional and longitudinal associations between subjective sleep difficulties and self-perceptions of aging. Behavioral Sleep Medicine, 1-30. doi: 10.1080/15402002.2021.1994405

 Podcast: Wie alt wir uns fühlen, hängt mit dem Schlaf zusammen


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