Wie die Corona-Pandemie jünger machen kann
Wie die Corona-Pandemie jünger machen kann
zusammengefasst von Lisa Heilig
Wie alt fühlen Sie sich? Die Antwort auf diese Frage kann relevant für Ihr Wohlbefinden und Ihre Gesundheit sein. So berichten Personen, die sich jünger fühlen, von weniger depressiven Symptomen und negativen Gefühlen , dafür aber von besserer Gesundheit. Für Forscher*innen ist es deshalb von Interesse, wovon die Einschätzung des sogenannten subjektiven Alters abhängt und wie diese Einschätzung sich in unterschiedlichen Situationen verändert. Die Veränderung des subjektiven Alters wurde von einem Forscher*innenteam in Zeiten der COVID-19-Pandemie untersucht und zeigt interessante Ergebnisse.
Die Einschätzung des subjektiven Alters wird beeinflusst von den Lebensumständen. So glaubt man, dass stressige und traumatische Situationen, in denen mehr soziale, körperliche und mentale Ressourcen verbraucht werden, als man hat, zu einem höheren subjektiven Alter führen. Die Corona-Pandemie bedeutet eine stressige Situation, die mit Verlusten verbunden ist. Das würde dafür sprechen, dass sich Personen während der Corona-Pandemie subjektiv älter fühlen. Andererseits wird auch angenommen, dass sich Menschen bei Konfrontation mit negativen Informationen über ihre Altersgruppe von dieser und ihrem tatsächlichen Alter distanzieren, was zu einem jüngeren subjektiven Alter führt. Besonders die Gruppe der älteren Erwachsenen wurde als eine vom Coronavirus gefährdete Gruppe dargestellt, woraus eine Distanzierung von dieser Altersgruppe und damit ein subjektiv jüngeres Alter folgen könnten.
3738 Erwachsene füllten einmal vor Ausbruch der Corona-Pandemie und zweimal währenddessen Befragungen aus. Sie mussten dabei Fragen zu ihrem subjektiven Alter, erlebtem Stress, wahrgenommener Bedrohung durch das Coronavirus, negativen Erwartungen zum Altern und Krankheitsbelastung beantworten.
Es zeigte sich, dass Personen höheren Alters und mit negativen Erwartungen über das Altern eher dazu neigten, sich jünger zu fühlen, wohingegen Personen, die zumindest eine Vorerkrankung hatten oder mehr Stress berichteten, sich eher älter fühlten. Je stärker Personen der Ansicht waren, dass das Coronavirus nur für ältere Erwachsene eine Bedrohung sei, desto geringer fiel ihr subjektives Alter während der Pandemie im Vergleich zu vor der Pandemie aus.
Dabei ist zu beachten, dass Regierungen, Medien und öffentliche Gesundheitsbehörden zu dieser Zeit signalisierten, dass fortgeschrittenes Alter ein Risikofaktor für Hospitalisierungen und Tod aufgrund von COVID-19 waren. Das subjektive Alter stellt möglicherweise eine selbstschützende Strategie vor negativen Informationen zum Altern und Stereotypen älterer Erwachsener dar. Fühle ich mich als ältere Person also jünger, als ich tatsächlich bin, gewinne ich einen geistigen Abstand zu der Personengruppe älterer Erwachsener, die von COVID-19 besonders gefährdet sind. Diese Studienergebnisse zeigen einen wichtigen Mechanismus auf, der uns helfen kann, unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden zu bewahren.
Terracciano, A., Stephan, Y., Aschwanden, D., Lee, J. H., Sesker, A. A., Strickhouser, J. E., Luchetti, M., Sutin, A. R. (2021). Changes in subjective age during COVID-19, The Gerontologist, 61(1), 13–22. https://doi.org/10.1093/geront/gnaa104
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